Traumberuf? Gefunden!
Es gibt Ereignisse im Leben, die den eigenen Weg in neue Bahnen lenken können. So war es auch beim heute 25-jährigen Niklas Sommer. „Vor fünf Jahren hätte ich gesagt: nichts mit Medizin – das kann ich gar nicht“, berichtet er. Also begann er ein Studium der Nanostrukturwissenschaften. Im vierten Semester jedoch verstarb leider sein Vater. Daraufhin fing der Student an, sich näher mit den Berufen im Krankenhaus zu beschäftigen und las etwas über die ATA-Ausbildung.
Er meldete sich beim Klinikum Kassel und erhielt schnell die Zusage, in der Anästhesie zu hospitieren. „Komm vorbei, hat man mir gesagt. Ich habe mir das einen Tag angeguckt und war hin und weg“, sagt Niklas Sommer heute, im letzten Jahr seiner Ausbildungszeit.
Als ATA hat Niklas Sommer viel Kontakt mit Patient*innen. Und das insbesondere in einer Phase, in der viele sehr aufgeregt sind: Wenn die OP kurz bevorsteht.
Es gibt dir viel, wenn du Kontakt mit den Patient*innen hast. Du klärst Fragen mit ihnen und kannst ihnen die Angst nehmen. Es ist schon vorgekommen, dass ein Patient mir nachträglich Dank hat ausrichten lassen.
Im dritten Lehrjahr ist Niklas Sommer bereits weitestgehend selbstständig für einen OP-Saal zuständig. Am Morgen checkt er zunächst die Geräte, die Notfallschubladen und das Verbrauchsmaterial. Kurz: Er stellt sicher, dass alles vor Ort ist, damit die Narkose gemacht werden kann. Anschließend kümmert er sich um die Patient*innen. Er stellt Sicherheitsfragen, bringt das Monitoring an und bereitet alles für die folgende Narkose vor, die immer durch Ärzte*innen vorgenommen wird. Während der Operation kontrolliert der ATA unter anderem die Vitalfunktionen der Patient*innen und übergibt sie nach dem Eingriff dem Team im Aufwachraum.
Neben der Betreuung rund um die Narkose hat Niklas Sommer auch Dienste im Aufwachraum selbst. Und er ist Teil des Notfallteams im Klinikum. „Als ein gemeinsames ärztlich-pflegerisches Team werden wir über das Notfalltelefon im Haus gerufen“, berichtet er. Wenn jemand reanimiert werden muss, bricht das Team nach einem kurzen Telefonkontakt sofort auf. Hier müssen alle wissen, was zu tun ist und jeder Handgriff muss sitzen. „Wenn man das x-mal gemacht hat, dann weiß man, was der andere macht und kann antizipieren, was jetzt gebraucht wird. Wenn die Zusammenarbeit so ist, macht das richtig Spaß.“
Das umfangreiche Wissen für diesen Job hat Niklas Sommer in den zurückliegenden beiden Jahren seiner ATA-Ausbildung an der Akademie für Bildung der GNH erworben. Er erinnert sich auch noch gut an die Anfangszeit: „Am Anfang sind wir einfach mitgelaufen und haben zugesehen, beispielsweise bei Infusionen. Aber es geht ziemlich schnell, dass man Sachen lernt und auch merkt, dass man dann selbstständiger arbeiten darf“, so der Auszubildende.
Die ATA-Ausbildung dauert drei Jahre. Der Ausbildungsberuf ist noch neu, Niklas Sommer ist im ersten Kurs, der am Klinikum Kassel angeboten wird. Im Herbst 2025, wenn sein Jahrgang fertig ist, startet ein neuer Ausbildungskurs, für den man sich derzeit auch noch bewerben kann. Neben der Zusammenarbeit im OP und am Reanimationspunkt ist auch seine Klasse für Niklas Sommer ein wichtiger sozialer Bezugspunkt: „Alle ATAs sind füreinander da, ein bisschen wie eine Familie. Da ist auch der Altersunterschied zwischen 18 und 40 Jahre kein Problem. Im Gegenteil, wir sind eine kleine, feine Truppe.“
Freunde und Familie sagen im Gespräch mit Niklas Sommer manchmal erstaunt: „Da habt Ihr ja ein Leben gerettet“, berichtet der Auszubildende. Manchmal wird ihm das dann erst richtig klar. Zum Ende seiner ATA-Ausbildungszeit weiß er, dass er sehr viel gelernt hat. „Wir sind fit in Sachen Patientenüberwachung und Notfälle“, so Niklas Sommer. Er tausche sich dazu auch mit Freunden aus, die als Notfallsanitäter arbeiten. „Es ist immer schön auch zu erleben, was ich kann und weiß und dann auch anderen beibringen kann.“ So denkt Niklas Sommer schon weiter auf den Karrierepfaden der Pflege. Eine Weiterbildung zum Praxisanleiter könnte er sich gut vorstellen, um auch den nächsten Jahrgängen seinen Traumberuf näher zu bringen.