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News & Presseinformationen

Er führte die Kasseler Augenheilkunde ins 21. Jahrhundert

Prof. Dr. Rolf Effert ist als Direktor der Augenklinik im Ruhestand

Foto: Prof. Dr. Rolf Effert, ehemaliger Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Kassel, vor dem 1999 unter seiner Leitung eröffneten Neubau der Klinik.
Kassel

Als Prof. Dr. Rolf Effert im September 1998 Chefarzt der Augenklinik am Klinikum Kassel wurde, brachte er nachhaltige Veränderungen mit. „In dieser Zeit entwickelte sich die Netzhautchirurgie schnell“, sagt er. Erstmals war es möglich, eine Netzhautablösung von innen zu korrigieren. Neu war auch die Implantation einer Kunstlinse mit Ultraschall und kleinem Schnitt beim Grauen Star. „In Kassel gab es zu diesem Zeitpunkt niemand, der das operieren konnte“, erinnert sich Prof. Effert.

Prof. Effert war von der Universitätsklinik Essen an das Klinikum Kassel gekommen. Zuvor hatte er in seiner Heimatstadt Aachen Medizin und Physik studiert und dort auch seine Facharztausbildung absolviert. Als interessierter junger Augenmediziner war er drei Monate täglich von Aachen nach Köln gefahren, um sich an der dortigen Universitätsklinik die neuen Techniken der Netzhautchirurgie anzueignen.

Der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Kassel kam die Expertise ihres neuen Chefarztes sehr zugute. Er bildete seine ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den neuen Techniken aus und zeigte sich in seiner langjährigen Tätigkeit stets offen für Neuerungen. „Prof. Effert hat am Klinikum Kassel sowohl auf seinem Spezialgebiet, der Netzhautchirurgie, als auch in vielen weiteren Bereichen der Augenheilkunde neue Therapieformen eingeführt. Er war darüber hinaus sieben Jahre lang Ärztlicher Direktor des Klinikum Kassel und wirkte in dieser Funktion darauf hin, die Interessen von Patientinnen und Patienten, Kolleginnen und Kollegen und der Unternehmensleitung in Einklang zu bringen“, sagt Birgit Dilchert, Personalvorstand der Gesundheit Nordhessen. Prof. Effert galt als beliebter Chef. Zwei seiner leitenden Mitarbeiter begleiteten ihn von Beginn an, über die ganzen 22 Jahre.

Als einen persönlichen Höhepunkt seiner Tätigkeit am Klinikum Kassel beschreibt Prof. Effert den Neubau der Augenklinik im Jahr 1999. Mit dem Team der Kasseler Architektin Barbara Ettinger-Brinckmann konzipierte man einen Bau, der damals bereits auf zunehmend ambulante Operationen eingestellt und auch gestalterisch gelungen war. „Die schönste Augenklinik Deutschlands“, sagt Prof. Effert bis heute stolz.

„In der neuen Klinik konnten wir uns weiterentwickeln“, fügt er hinzu. So habe sich die Behandlung bestimmter Krankheitsbilder grundlegend geändert. „Während früher Erkrankungen der Netzhautmitte, zum Beispiel die Makuladegeneration, nicht behandelbar waren, sind heute dafür Injektionen mit neuen Medikamenten möglich. Sie erfolgen  intravitreal das heißt in den Augapfel, und findet daher in einem Operationssaal statt.  Das hat die Behandlung revolutioniert“, so Prof. Effert. 5000 dieser Injektionsbehandlungen werden jährlich in der Augenklinik vorgenommen und machen damit einen Großteil der 8000 Eingriffe im Operationstrakt der Augenklinik aus. Insgesamt finden etwa 100.000 ambulante Untersuchungen und Behandlungen jährlich in Klinik statt.

Prof. Effert ist zum 30. April als Direktor der Klinik für Augenheilkunde in den Ruhestand gegangen. Er schließt aber nicht ganz aus, der Augenheilkunde in anderer Form treu zu bleiben. Hauptsächlich möchte der 67-jährige, dreifache Vater erwachsener Kinder sich seiner Familie und den Hobbys widmen. Kürzlich hat er einen ersten Enkelsohn bekommen. Außerdem möchte Prof. Effert, der mit seiner Frau Nordhessen treu bleiben wird, sobald das wieder möglich sein wird, klassische Konzerte besuchen und Sport treiben.

Die Leitung der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Kassel übernahm am 1. Mai 2020 Prof. Dr. Felix Treumer. Der 44-jährige Augenarzt studierte Medizin in Rostock und Kiel und war über 16 Jahre lang an der Universitäts-Augenklinik Kiel tätig, zuletzt als Leitender Oberarzt mit dem klinischen Schwerpunkt der vitreo-retinalen Chirurgie (Glaskörper und Netzhaut). 2012 wird er mit dem Sautter-Preis sowie dem Leonhard Klein-Preis der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft ausgezeichnet. Im Jahr 2013 habilitiert er über das Thema „Klinische und experimentelle Untersuchungen von neuen chirurgischen und lasertherapeutischen Verfahren zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration“, die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor erfolgte im Sommer letzten Jahres. Die Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Kassel möchte Prof. Treumer weiter als überregional bedeutsamen Maximalversorger mit gleichzeitig starkem ambulantem Leistungsportfolio ausrichten. „Mein Ziel ist es, das gesamte Spektrum der konservativen und chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten anzubieten. Wir werden hier gemeinsam den guten Ruf der Klinik für Augenheilkunde weiter ausbauen“, sagt Professor Treumer.