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News & Presseinformationen

„Schatzkiste“ hilft dementen Patienten

Das Krankenhaus Bad Arolsen hat vier Demenzexpertinnen ausgebildet.

Bad Arolsen

Das Krankenhaus Bad Arolsen hat auf allen Stationen Demenzexpertinnen ausgebildet. Sie dienen als Multiplikatoren, um für die Situation von Menschen mit dementiellen Erkrankungen zu sensibilisieren und das Wissen und die Kompetenz der Beschäftigten im Umgang mit diesen Patientinnen und Patienten zu erweitern.

Nach Aussage der ersten repräsentativen Studie zum Thema („Demenz im Allgemeinkrankenhaus. Prävalenz und Versorgungssituation“ der Robert Bosch Stiftung) leidet fast jeder fünfte Patient über 65 Jahren an Demenz. Insgesamt wiesen 40 Prozent aller über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern zur Hälfte leichte bis mittelschwere kognitive Beeinträchtigungen auf.  „Oftmals ist es ein Zufallsbefund, der während eines Krankenhausaufenthaltes als Nebendiagnose festgestellt wird“, so Krankenpflegedirektorin Kathy Mehler.

Der Krankenhausaufenthalt stellt für Demenzkranke eine besondere Herausforderung dar: Sie müssen mit ungewohnter Umgebung und Geräuschkulisse, fremden Menschen und natürlich ihrer aktuellen Erkrankung zurechtkommen. Neben den kognitiven Beeinträchtigungen zeigen diese Patienten auch häufig andere Symptome wie nächtliche Unruhe und Umtriebigkeit, aber auch herausforderndes Verhalten wie Aggressivität. Das Team des Krankenhauses Bad Arolsen ist bemüht, den Aufenthalt von betroffenen Patienten so kurz wie möglich zu gestalten und Belastungen für sie so gering wie möglich zu halten.

Unter anderem durch gezielte Qualifizierungen möchte die GNH mit ihren vier Akuthäusern den Weg in Richtung demenzsensibles Unternehmen beschreiten. Erstes Ziel ist es, das Wissen und die Handlungskompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erweitern, damit sie speziell auf den Umgang mit den Betroffenen sowie deren Angehörigen vorbereitet sind. 

In der Fortbildung zu Demenzexperten haben die Pflegekräfte viel über Umgebungsgestaltung, Ansprache und den Umgang mit Menschen mit Demenz erfahren. Dafür nutzen die Pflegekräfte im Krankenhaus Bad Arolsen unter anderem einen „Lern mich kennen“-Bogen, der zusammen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen ausgefüllt wird. Spezielle Vorlieben und Abneigungen sollen erfasst werden, um sich im Krankenhausalltag darauf beziehen zu können und in Kontakt treten zu können. „Wir gehen insgesamt nach der Fortbildung viel sensibler mit dem Thema um“, so Cerstin Luckei, Pflegekraft auf der Inneren Ost. Des Weiteren werden vielfältige Hilfsmittel eingesetzt, die auf jeder Station in einer „Schatzkiste“ zur Verfügung stehen. Die Demenzexperten haben inzwischen schon gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Duftsäckchen, speziellen Puzzeln oder Wortkarten gemacht. Snoezel-Socken – das sind ausgestopfte Socken, an die Knöpfe genäht wurden - dienen als Nestel- bzw. Beschäftigungsangebot. So haben die Patienten etwas mit den Händen zu tun und ziehen ihm Idealfall nicht ihre venösen Zugänge heraus.

Die Demenzexpertinnen stehen sowohl für die Kolleginnen und Kollegen als auch für Angehörige zum beratenden Austausch zur Verfügung.  Als Kennung tragen sie einen Vergissmeinnicht-Anstecker.

Kathy Mehler appelliert an die Angehörigen von betroffenen Patientinnen und Patienten, die Pflegekräfte möglichst schon bei der Einweisung ins Krankenhaus über kognitive Auffälligkeiten bei ihren Angehörigen zu informieren. „Das erleichtert den Klinikaufenthalt für Patienten, Angehörige und das Krankenhaus-Team.“