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News & Presseinformationen

Seine Ideen prägten Kassels Kinderklinik

Kassel

Prof. Dr. Friedrich K. Tegtmeyer kam 1995 mit einem Traum ans Kinderkrankenhaus Park Schönfeld nach Kassel. Er wollte die Kinder- und Jugendmedizin mit anderen medizinischen Fachgebieten vernetzen. Er hoffte, dadurch die Behandlung seiner jungen, oft chronisch oder schwerstkranken Patienten zu verbessern und ihnen weite Wege zu ersparen. Heute, 24 Jahre später, geht Prof. Tegtmeyer in Ruhestand und von seinen ursprünglichen Erwartungen hat sich viel im Zentrum für Frauen- und Kindermedizin am Klinikum Kassel erfüllt. „Mit seinem fachlichen Wissen und seinen wegweisenden Ideen hat Prof. Tegtmeyer die Kinder- und Jugendmedizin in Kassel und darüber hinaus über die letzten 20 Jahre geprägt“, würdigt Karsten Honsel, Vorstandsvorsitzender der Gesundheit Nordhessen die Verdienste des langjährigen Chefarztes.

„In den 90er-Jahren waren Erwachsene in der Versorgung besser gestellt als Kinder. Das konnten wir in einigen Bereichen optimieren“, resümiert Prof. Tegtmeyer, zu dessen beruflichen Stationen auch die Universitätskliniken Mainz und Lübeck zählen und der heute Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Kassel ist. Als Beispiel nennt er die Einrichtung einer Kinderpsychosomatik am Kinderkrankenhaus Park Schönfeld - eines der ersten Angebote dieser Art in Deutschland. Auch die neurologische Früh-Reha für Kinder war bundesweit ein Novum am Park Schönfeld. Heute ist daraus ein bisher einzigartiges, hochspezialisiertes Angebot geworden: die onkologisch-neurologische Früh-Reha für Kinder am Klinikum Kassel als Abteilung der Klinik für Neu-ropädiatrie in Kooperation mit der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Außerdem wurde ein Kernspintomograf (MRT) für die kindermedizinische Diagnostik angeschafft und damit bundesweit erstmals in Kassel der Zugang für Kinder zu dieser strah-lenfreien aufwändigen Diagnostik erheblich erleichtert.

Trotz dieser wegweisenden Neuerungen war Prof. Tegtmeyer von Beginn an klar: „Der Neubau einer Kinderklinik in Kassel war notwendig, aber am Standort Park Schönfeld nicht umsetzbar.“ So nahm er die Herausforderung an, als Nachfolger von Prof. Dr. Helmut Wehinger auch die kindermedizinischen Angebote am Klinikum Kassel zu leiten und der vorübergehend zur Fusion gegründeten gemeinsamen Gesellschaft auch als Ge-schäftsführer vorzustehen.

Nach fast zehn Jahren des Parallelbetriebs beider Standorte wurde Ende 2011 das Zent-rum für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Kassel eröffnet. Seitdem ist die Vernetzung nicht nur innerhalb der Kindermedizin tägliche Realität, sondern es wird auch ein enger Austausch mit vielen weiteren Fachdisziplinen des Klinikum Kassel gepflegt. „Das hat sich hier am Klinikum sehr gut entwickelt und das ist vielen zu verdanken. Der Ge-schäftsführung, der Politik, aber vor allem den Mitarbeitern aller Berufsgruppen, die sich ebenfalls dem Ziel einer zukunftsweisenden Kindermedizin verpflichtet fühlten, auch wenn es schwierig war“, sagt Prof. Tegtmeyer.

Viele Patienten von klein auf begleitet

Als Allgemeinpädiater, Neonatologe und Pädiatrischer Intensivmediziner mit kinder-pneumologischer und labormedizinischer Erfahrung bringt der 65-jährige Tegtmeyer ein umfassendes kindermedizinisches Wissen mit, das er oft in der Behandlung chronisch- und schwerstkranker Kinder und Jugendlicher einsetzte. Das diabetologische Zentrum der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin wie auch das neu aufgebaute Zentrum für Kinder-gastroenterologie am Klinikum Kassel sind weit über die Region hinaus bekannt. Gleiches gilt für die Behandlungsangebote für Mukoviszidose. „Aktuell sind etwa 50 Mukoviszidose-Patienten bei uns in Behandlung. Die Hälfte davon Erwachsene“, sagt er. Diese Patienten begleitete er zum Teil fast ihr ganzes Leben lang. Denn mit dieser seltenen immer noch kritisch lebensverkürzenden Krankheit, bei der sich die Lebenserwartung während der letzten 20 Jahre verdoppeln ließ, kennen sich nur wenige Erwachsenenmediziner gut aus. Außerdem hat er eine Ambulanz für Kinderendokrinologie, eine von inzwischen acht oberärztlich geleiteten Spezialambulanzen seiner Klinik. Dort kümmert er sich um Kinder und Jugendliche mit hormonellen Störungen.

Stolz ist Prof. Tegtmeyer darauf, dass die Kinder- und Jugendpsychosomatik im Zentrum für Seelische Gesundheit, das am Klinikum Kassel in den kommenden Jahren errichtet wird, neue Räume erhält. Gerade hier sei die enge Zusammenarbeit mit anderen Abtei-lungen des Klinikum Kassel so wichtig. Denn die jungen Patienten hätten häufig auch schwerwiegende körperliche Probleme. Das Angebot einer oft lang dauernden psycho-somatischen Therapie und einer somatischen Behandlung an einem Standort machen zu können, sei ein großer Vorteil für die jungen Patienten.

Diese Vielzahl von Aufgaben lässt den passionierten Kinderarzt auch kurz vor dem Ruhestand noch nicht los. Sein Nachfolger Prof. Dr. Andreas Jenke, derzeit Chefarzt am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am evangelischen Krankenhaus Oberhausen, beginnt im Februar bei dann neu gestaltetem Zuschnitt der pädiatrischen Versorgung als Chefarzt der Allgemeinpädiatrie und Neonatologie in enger Kooperation mit Prof. Dr. Michaela Nathrath als Chefärztin der Klinik für pädiatrische Hämato-Onkologie, Psychosomatik und Systemerkrankungen. Erst dann sind eine Auszeit und ein längerer Urlaub ge-plant. Auch seiner großen Familie und seinen Hobbys möchte sich Prof. Tegtmeyer wieder mehr widmen. Der Medizin bleibt er dennoch treu, nicht nur als Beobachter von außen. Als Professor der Justus-Liebig-Universität Gießen betreut er weiterhin Doktoranden.