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Hirntumoren

Gehirntumore machen ca. 7-9 % malignen Erkrankungen aus. Laut Schätzungen des Robert Koch Instituts Berlin erkranken in Deutschland jährlich etwa 8.000 Menschen neu daran.

Es liegt eine Krankheitshäufung zwischen dem 3.–12. Lebensjahr vor, sowie dem 65. – 85. Lebensjahr, wobei ein Gehirntumor in jedem Alter vorkommen kann. Männer sind von dieser Erkrankung öfter betroffen als Frauen 

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Tumoren des Gehirns und seiner Strukturen (hirneigene Tumore) und Absiedlungen anderer Tumore des Körpers im Gehirn (Metastasen). 

Zu primären Hirntumoren zählen die neuroepithelialen Tumoren (z.B. Astrozytome, Gliome, Ependymome), Tumoren der peripheren Nerven (z.B. Schwannome), Tumoren der Meningen (z.B. Meningeome), Lymphome, Germinome und Tumoren der Sellaregion (z.B. Hypophysenadenome), die Häufigkeit beträgt jährlich14-20 /100.000 Personen 

Die Inzidenz primärer maligner Hirntumoren beträgt 6 bis 7 pro 100.000 Einwohner pro Jahr. 50 Prozent aller Hirntumore sind Gliome.

Hirntumorarten

Unter dem Begriff „Hirntumoren“ werden alle innerhalb des Schädels liegenden Tumoren des ZNS (Zentralnervensystems) zusammengefasst. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet mehr als 120 Subtypen. Die einzelnen Tumoren unterscheiden sich durch ihre Wachstumsgeschwindigkeit und die zu erwartende Prognose, aber auch hinsichtlich ihres Ansprechens auf Therapien. Daher ist die genaue Einstufung und Diagnose eines Tumors von größter Bedeutung. 

Von Seiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden vier verschiedene Tumorgrade unterschieden: 

  • WHO Grad I (gutartig)/ benigne 
  • WHO Grad II (noch gutartig)/ semibenigne 
  • WHO Grad III (bereits bösartig)/ semimaligne 
  • WHO Grad IV (bösartig)/ maligne

Symptome

Die Gehirntumore können sich mit unterschiedlichen Symptomen (Beschwerden) bemerkbar machen. 

Das Gehirn verfügt aufgrund der starren Ummantelung mit dem Schädelknochen keinen Reserveraum zum Ausweichen, dabei kommt es häufig zu einem Druckanstieg im Schädelinneren. Die erste Symptome können anhaltende und zunehmende starke Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen sein. Bei weiterem Anstieg des Hirndrucks kann es zu Bewusstseinstrübung (Schläfrigkeit) kommen. 

Befindet sich der Tumor in einem funktionell wichtigen Gehirnareal ( Sprach-Seh- Bewegungszentrum) können Lähmungserscheinungen an Armen, Beinen , Sprach- und Sehstörungen, Koordinationsstörungen und Schwindel auftreten. 

Die Symptome können vielseitig sein 

  • fokale neurologische Ausfälle (zum Beispiel Lähmungen, Gesichtsfeldausfälle) in Abhängigkeit von der Lokalisation 
  • Fokale oder generalisierte Anfälle als Ausdruck einer symptomatischen Epilepsie (30%-70%) 
  • psychische Veränderungen (wie eine Verminderung des Antriebs) 
  • Folgen des Hirndrucks durch den Massen-verdrängungseffekt (z. B. Kopfschmerzen (50%),Übelkeit/Erbrechen oder Bewusstseinsstörung). 

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf einen Gehirntumor, sind verschiedene Untersuchungsmethoden notwendig, wobei die bildgebenden (radiologischen) Verfahren im Vordergrund stehen. 

  • Klinische Untersuchung
  • Computertomographie
  • MR-Tomographie, funktionelles MRT, MRT-PET, MRT Spectroskopie, DTI
  • EEG
  • PET-CT, SPECT
  • Angiographie
  • Liquordiognostik; zytologische Untersuchung

Im akuten Notfall ist eine Computertomographie (CT) des Kopfes das Mittel der Wahl. 
Zur genaueren Abklärung wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.

Therapie

Bei der Behandlung von Hirntumoren stehen grundsätzlich die gleichen Therapieverfahren zur Verfügung wie sie auch bei anderen Tumoren des Körpers eingesetzt werden: die Operation sowie die Strahlen- und Chemotherapie, Studien mit experimentellen Ansätze (Immun-Gentherapie). 

Die Entscheidung über den Behandlungsablauf, nach einer Operation und histologischer Sicherung mit Klassifikation der Tumorart wird gemeinsam mit anderen Fachdisziplinen der Strahlentherapie und der Onkologie in einer Tumorkonferenz besprochen und festgelegt. Je nach der Art des Tumors wird es festgelegt in welcher Reihenfolge oder Kombination diese Behandlungen nötig sind, oder ob auf eine Methode verzichtet werden kann. 

Das Ziel der chirurgischen Intervention ist im Falle gutartiger Tumore die Heilung der Krankheit durch komplette Tumorentfernung, ist dies nicht möglich, dann die Besserung der neurologischen Defizite, Druckentlastung, Wiederherstellung der Liquor Zirkulation, mit einer wichtigen Aspekte , die Histologiegewinnung. Hierbei wird immer wert darauf gelegt, die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern und die Lebenszeit zu verlängern. 

Als operatives Verfahren zur histologischer Tumordiagnose stehen offene Operation in mikrochirurgischer Technik, offene Biopsie, stereotaktische Biopsie zur Verfügung.

Offene Operation

Bei der offenen Operation wird der Schädel über die Anlage eines Knochendeckels eröffnet. Diese immer mikrochirurgisch erfolgenden Operationen sind durch die Anwendung spezieller technischer Hilfsmittel sehr sicher geworden und stellen einen der wichtigsten Bausteine in der Behandlung von Hirntumoren da. 
Mikrochirurgie 
Die erste Operation unter dem Mikroskop wurde bereits vor mehr als 40 Jahren durchgeführt. Die Entwicklung moderner Operationsmikroskope hat die Technik der Mikrochirurgie weiter unterstützt und durch erhöhte Sicherheit auch das Operationsergebnis deutlich gebessert. 
Das menschliche Auge kann Strukturen bis 0.1 mm sehen. Moderne Operationsmikroskope vergrößern das Gewebe zusätzlich um den Faktor 40. Diese Auflösung ist verbunden mit mehr Licht, besserer Sicht sowie einer Tiefenschärfe, Kontrastierung und Farbdarstellung, die dem normalen Sehvermögen überlegen ist 

Technische Ausrüstung bei der Operation

Zur Erkennung der Tumoren, die häufig tief im Gehirn liegen und oft auch unter dem Operationsmikroskop nur schwer vom gesunden Hirngewebe unterscheidbar sind, stehen als technischer Hilfsmittel bei der Operation neben der OP-Mikroskop die Neuronavigation, der Ultraschall, der Cusa, die Endoskopie und das intraoperative Neuromonitoring und die Fluoreszenz-Methode (5 ALA) zur Verfügung. Dadurch können die Operationen besser, sicherer und schonender durchgeführt werden. 

Der Einsatz der computerunterstützten Neuronavigation in Kombination mit dem intraoperativen Ultraschall ist es standardmäßiges Vorgehen, dies ermöglicht, Tumoren durch kleine operative Zugänge unter Berücksichtigung und Schonung eloquenter Areale zu entfernen. Mit Hilfe des Ultraschalls ist es mittlerweile auch möglich eine sehr gute intraoperative Resektionskontrolle zu haben.