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Intraoperative Strahlentherapie

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Betreuung von Patientinnen bei der Abklärung von unklaren Befunden in der Brust, der Früherkennung, der Diagnose und der Behandlung von Brustkrebs in unserem Interdisziplinären Brustzentrum (IBZ). Die Heilungschancen sind inzwischen ausgezeichnet und der Weg dorthin dank neuer Technologien zunehmend schonender. In 85 % der Fälle kann heute brusterhaltend operiert werden, bei kleineren Tumoren sogar in 90 %. 

Ein entscheidender Faktor bei der Heilung von Brustkrebs ist die adjuvante, d.h. nachsorgende und begleitende Therapie. Dies erfolgt meistens mit Medikamenten (sog. Antihormonen) und der Bestrahlung der Brust. Seit 2015 arbeiten wir hierzu mit einem neuen Verfahren: der Intraoperativen Strahlentherapie (IORT). In den vergangenen zwei Jahren haben wir diese Methode bei ca. 200 Patientinnen mit großem Erfolg durchgeführt und vielen Frauen ermöglicht, die Dauer der postoperativen Bestrahlung deutlich zu verkürzen und zum Teil ganz darauf verzichten zu können.

Hintergrundwissen

Die Bestrahlung der Brust ist ein fester Bestandteil der Behandlung nach einer brusterhaltenden Therapie. Sie wird durchgeführt, um das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung langfristig zu minimieren. Die sogenannte Strahlentherapie erstreckt sich üblicherweise über einen Zeitraum von etwa 6 Wochen. Ihr Ziel ist es, nicht nachweisbare Mikrometastasen zu zerstören und verbleibende Tumorzellen in Blut- oder Lymphbahnen abzutöten. Dazu werden die Brust bzw. die Achselhöhle perkutan (durch die Haut), d.h. von außerhalb des Körpers, mit hochenergetischen Röntgenstrahlen bestrahlt.

Die Medizin arbeitet im Rahmen der Forschung stetig daran, die Behandlung von Brustkrebs schonender zu gestalten. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung ist die Intraoperative Strahlentherapie (IntraOperative RadioTherapie, kurz IORT). Bei diesem speziellen Verfahren wird die Wundhöhle schon während der OP zielgerichtet, präzise und hochdosiert bestrahlt. Auf diese Weise kann die belastende herkömmliche Strahlentherapie um bis zu eine Woche verkürzt, in etlichen Fällen sogar gänzlich darauf verzichtet werden. Das verhilft Ihnen als Patientin zu mehr Zeit und körperlicher Schonung, die Sie zur Genesung benötigen.

Das Interdisziplinäre Brustzentrum am Klinikum Kassel führte diese innovative Technik als erste Einrichtung in Nordhessen bereits vor mehr als einem Jahr ein und ist deutschlandweit eines der wenigen Brustzentren, die diese spezielle Therapie anwenden kann.

Die Vorteile der Intraoperativen Strahlentherapie (IORT)

  • Die Bestrahlung erfolgt genau an der Stelle, an der der Tumor entfernt wurde. Das ehemalige Tumorareal kann mit einer hohen Effektivität zielgenau bestrahlt werden. Diese Präzision ist mit anderen Verfahren nicht zu erreichen.
  • Anders als bei der postoperativen Bestrahlung muss die Strahlendosis nicht von außen in das Körperinnere geführt werden. Dadurch werden die gesunden Organe wie z.B. die Haut weitaus weniger belastet.
  • Bestimmte Risikoorgane wie die Lunge, das Herz oder die gesunde Brust, die bei einer Ganzbrustbestrahlung von außen im Strahlenfeld liegen, können während der Bestrahlung mit Bleilappen geschützt oder zur Seite geschoben werden, um eine optimale Schonung zu gewährleisten.
  • Die Intraoperative Strahlentherapie arbeitet im Gegensatz zur herkömmlichen Strahlentherapie mit niedrigenergetischen Röntgenstrahlen. Die Belastung der umliegenden Organe wird durch die geringere Strahlenbelastung deutlich reduziert.
  • Im Vergleich zur postoperativen Strahlenbehandlung wirkt die Intraoperative Strahlentherapie direkt während der Operation.
  • Die Intraoperative Strahlentherapie dauert durchschnittlich 20 - 25 Minuten und ist für die Patientin aufgrund der Narkose während der OP nicht wahrnehmbar.

Prof. Dr. med. Thomas Dimpfl

Chefarzt

Prof. Dr. med. Thomas Dimpfl

Chefarzt

Klinikdirektor der Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie