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Für alle Fälle exzellent gerüstet

Perinatalzentrum mit höchster Versorgungsstufe

Vor einiger Zeit musste im Klinikum Kassel ein Frühchen per Kaiserschnitt geholt werden, das nur rund 600 Gramm wog: Die Mutter hatte im 6. Monat einen vorzeitigen Blasensprung und es war bald absehbar, dass eine natürliche Geburt nicht möglich war. Das winzige Mädchen erblickte dann auch 3 Monate vor der Zeit das Licht der Welt, und zwar in einem neuen Bereich der Frauenklinik, der – direkt im Kreißsaal – speziell für voraussehbare und damit planbare chirurgische Entbindungen eingerichtet wurde.

Nach einiger Zeit auf der Intensivstation und intensiver Betreuung entwickelte sich das Frühchen übrigens prächtig. Es ist eines von rund 2.600 Kindern, die pro Jahr im Klinikum Kassel – zu rund 70 Prozent auf natürlichem Weg – auf die Welt kommen. Das sind annähernd doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Tendenz: weiter steigend.

Der bemerkenswerte Anstieg der Geburten im Klinikum liegt unter anderem daran, dass hier das einzige sog. Perinatalzentrum mit Level 1 in Nordhessen beheimatet ist. „Diesen besonderen Status haben wir, weil wir – gerade auch bei Früh- und Risikogeburten – die absolut höchste Versorgungsstufe für Mutter und Kind nachweisen können“, erläutert Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Denn hier sind Entbindungsstation, OP-Bereich, Intensivstation für Neugeborene und die Kinderklinik – auch räumlich – eng miteinander verbunden. So stehen im Klinikum dann auch rund um die Uhr Spezialisten, von Hebammen und Geburtshelfern über Anästhesisten bis zu Kinderärzten und sogar Kinderkardiologen bereit.

Auch wenn die Mehrheit der Entbindungen natürlich und absolut problemlos verläuft: Hier wird alles für den Notfall vorgehalten. Vor allem für Frauen mit einer Risikoschwangerschaft ist es deshalb ratsam, sich an ein solches Zentrum zu wenden. „Wir haben einen großen Rettungsschirm in der Ecke stehen und wenn es nötig ist, spannen wir ihn auf“, sagt Dr. Andreas Worms, Oberarzt und Sektionsleiter der Geburtshilfe.

Aber die werdenden Mütter – und auch die Väter – sollen keinesfalls mit medizinischem Gerät konfrontiert werden, im Gegenteil: „Wir setzen auf familienorientierte, natürliche Geburtshilfe – aber eben mit den Vorzügen und der Sicherheit modernster Technik im Hintergrund“, bestätigt die leitende Hebamme der Klinik, Bettina Wüst. Der neue OP-Raum im Kreißsaal ist auch den stetig steigenden Geburtenzahlen im Haus geschuldet und er steht jetzt also für planbare Kaiserschnitte (z.B. bei Mehrlingsgeburten oder der Größe oder Lage des Kindes) zur Verfügung. Und für die wachsende Zahl von Frauen, die eine Sectio Caesarea“ (von lateinsch caesarea „kaiserlich“ und sectio „Schnitt“) wünschen, weil sie vielleicht die Strapazen einer natürlichen Geburt vermeiden wollen. Denn es sind keinesfalls nur Prominente wie Victoria Beckham oder Angelina Jolie, die sich schon früh gegen eine vaginale Geburt entschieden haben.

Der bisherige OP-Bereich wird jetzt ausschließlich für Notfälle genutzt – etwa, wenn sich die Herztöne des ungeborenen Kindes dramatisch verschlechtern oder sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt hat. „Sobald sich abzeichnet, dass Mutter oder Kind gefährdet sind“, das bestätigt Sektionsleiter Dr. Worms, „kann unser Team in unserem Not-OP-Bereich immer sehr schnell handeln und das Kind per Kaiserschnitt auf die Welt holen“. „Wir sind
also“, so Prof. Dimpfl, „für alle Fälle exzellent gerüstet“.