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Geriatrische Onkologie

Zwei Drittel der von einer Krebserkrankung betroffenen Patient*innen sind bei Feststellung der Diagnose älter als 65 Jahre, die Hälfte davon 75 Jahre und älter. Der Krebs ist aber meist nicht die einzige Erkrankung. Häufig kommen chronische Krankheiten und Gebrechen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen, neurologische Krankheiten, z.B. Parkinsonkrankheit, Schlaganfallfolgen oder Demenz oder auch Krankheiten des Bewegungsapparates hinzu. Altersbedingte Veränderungen der Organfunktionen führen in Kombination mit chronischen Krankheiten zu Einschränkungen der Mobilität, der körperlichen und/oder geistigen Leistungsfähigkeit sowie zu einem erhöhten Komplikationsrisiko bei medizinischen Maßnahmen.

Geriatrisches Assessment bereits vor Therapiebeginn

Diese Besonderheiten älterer Patient*innen müssen bei der oft recht belastenden Behandlung einer Krebserkrankung – sei es chirurgisch, medikamentös oder strahlentherapeutisch – beachtet werden. Im Rahmen mehrerer Behandlungsstudien - beispielsweise bei Lungenkrebs, Dickdarmkrebs und bösartigen Erkrankungen der Blutzellen und Lymphknoten - hat sich gezeigt, dass Verträglichkeit der Therapie, Nebenwirkungsrate und vorzeitig erforderlicher Therapieabbruch nicht so sehr vom chronologischen Alter der Patient*innen abhängen, sondern vielmehr von alters- und krankheitsbedingten Funktionseinschränkungen.

Erfasst man diese Einschränkung bereits vor Therapiebeginn durch ein sog. Geriatrisches Assessment, kann man durch eine Anpassung der Therapieintensität an die bestehenden Einschränkungen und Risiken der Patient*innen die Verträglichkeit der Behandlung deutlich verbessern sowie Komplikationen und vorzeitigen Therapieabbruch vermeiden

Vorteile der Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen am Klinikum Kassel

Die Zusammenarbeit von Spezialist*innen der Altersmedizin (Geriatrie), Onkologie und Chirurgie im Rahmen einer individuellen „Geriatrischen Onkologie“, etabliert sich immer mehr als anerkannte Spezialdisziplin bei der Behandlung von Krebserkrankungen im höheren Lebensalter.

Im Klinikum Kassel arbeiten daher die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, die Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie, die Klinik für Gastroenterologie sowie Geriatrie bei der Betreuung älterer und v.a. hochbetagter Patient*innen zusammen, um die bestmögliche Behandlung zu finden.

Rehabilitation – vorher und nachher

Bei Risikopatient*innen führen wir ein umfassendes geriatrisches Assessment durch, dessen Ergebnisse in die Therapieempfehlung im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz mit einfließen. In Einzelfällen kann auch eine geriatrische „Prehabilitation“ durchgeführt werden, um bei gebrechlichen Patient*innen die Belastbarkeit zu erhöhen und bei einer erforderlichen Operation die Operationsfähigkeit zu verbessern. Damit steigen die Chancen, auch einen ausgedehnten Eingriff komplikationsfrei zu überstehen.

Nach einer erforderlichen Operation z.B. bei Dickdarmkrebs können betagte Patient*innen im Regelfall wenige Tage postoperativ intern in die geriatrische Frührehabilitation verlegt werden, um den operativen Erfolg zu stabilisieren/ zu sichern, die Mobilität und Selbständigkeit wieder herzustellen, um eine Rückkehr in die bisherige soziale Situation zu ermöglichen.

Dr. Jürgen Sasse

Chefarzt

Dr. Jürgen Sasse

Chefarzt