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Chemotherapie

Liebe Patient*innen,

in einer Zeit in der viele Medien über die Krebsbehandlung mit einer Chemotherapie berichten, scheint oft eher Verwirrung als Wissensgewinn zu entstehen. Diese Broschüre soll Sie mit Basisinformationen versorgen und die häufigsten Fragen beantworten. Im Anschluss daran ist noch aufgeführt, worauf Sie bei der Behandlung achten sollten und wie ihre Mithilfe das Therapieergebnis positiv beeinflussen kann.

Diese Informationen stellen keinen Anspruch darauf, das Gespräch mit Ihrer*Ihrem behandelnden Ärztin*Arzt zu ersetzen, wir möchten Ihnen erste Informationen vermitteln, sodass Sie gezielte Fragen stellen können. Je besser Sie informiert und aufgeklärt sind, desto besser verstehen Sie, was mit Ihnen geschieht. Umso mehr können Sie aktiv an Ihrer Genesung mitarbeiten.

Was ist eine Chemotherapie?

Unter Chemotherapie versteht man die medikamentöse Behandlung mit so genannten Chemotherapeutika oder Zytostatika. Mit Hilfe der Chemotherapie sollen bösartige Zellen zerstört und nach Möglichkeit vollständig ausgerottet werden.

Die Chemotherapie ist eine Intervallbehandlung. Auf Behandlungsphasen folgen Behandlungspausen. Diese Abfolge wird als Zyklus bezeichnet.

Wie wirkt eine Chemotherapie?

In allen Geweben und Organen des Körpers teilen und vermehren sich Zellen um die alten Zellen zu ersetzen und so den Organismus am Leben zu halten. Gesunde Zellen teilen sich immer nach einem gewissen Schema, bei bösartigen Zellen ist dieses Schema außer Kontrolle und sie bilden einen Tumor oder produzieren zu viele Zellen. Die Chemotherapie greift in diesen Stoffwechsel ein und hemmt die Teilung der Zellen. Dadurch kann das unkontrollierte Wachstum und die Ausbreitung der Erkrankung verhindert werden.

Leider kann die Chemotherapie noch nicht zwischen gesunder und unkontrollierter Zellteilung unterscheiden. Auch die gesunden Zellen reagieren empfindlich auf die Chemotherapie und es kann zu Nebenwirkungen kommen. Gesunde Zellen können den während der Therapie entstandenen Schaden aber wieder reparieren und nach Abschluss der Therapie verschwinden meist die unangenehmen Begleiterscheinungen. Krebszellen können das nicht, sie gehen an den Medikamenten der Chemotherapie zugrunde und werden vom Körper entsorgt.

Wie wird die Chemotherapie durchgeführt?

Eine Chemotherapie kann sowohl stationär als auch ambulant durchgeführt werden. Die Entscheidung für eine ambulante, teilstationäre oder stationäre Behandlung hängt von der Art der Therapie, vom Krankheitsstadium, vom Allgemeinzustand und anderen individuellen Faktoren ab.

Die Medikamente einer Chemotherapie können auf verschiedene Arten verabreicht werden:

  • Intravenös: als Infusion oder Injektion in die Vene/ Port oder ZVK-Anlage
  • Oral: in Tabletten- oder Kapselform
  • Subkutan: als Injektion unter die Haut

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die meisten Nebenwirkungen können durch Begleitmedikamente gelindert oder unterbunden werden. Eine wichtige Rolle spielt natürlich außerdem ihre allgemeine psychische und körperliche Verfassung. Die hier aufgeführten Nebenwirkungen treten nicht bei allen Chemotherapien auf und keineswegs jede*r Patient*in muss mit Nebenwirkungen rechnen. Vor jedem Therapiebeginn bespricht die*der Ärztin*Arzt die zu erwartenden Nebenwirkungen sorgfältig mit Ihnen.

Knochenmark

Hier werden die Blutzellen gebildet. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) verringert sich, bei sehr starkem Abfall kann es zu einer gesteigerten Infektanfälligkeit kommen. Das Abwehrsystem leidet darunter, wenn bestimmte weiße Blutkörperchen zu sehr abfallen, man spricht von einer Neutropenie. Sie sollten dann versuchen sich vor Infekten zu schützen. Meiden Sie Menschenmassen bei Veranstaltungen oder in Gaststätten. Ebenfalls sollten Sie auf Besuche von auch nur leicht erkrankten Personen verzichten. Schon ein banaler Schnupfen bei gesunden Menschen stellt für Sie im Moment eine Gefahr dar.

Auch die Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) sinkt häufig ab. Dies führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Das wichtigste ist dann, Blutungen und Verletzungen aller Art zu vermeiden: Zur Nagelpflege sollten sie nur eine feine Feile benutzen. Ebenso zur Zahnpflege keine Zahnseide, sondern nur eine weiche Zahnbürste benutzen. Bitte rasieren Sie sich nur mit einem elektrischen Rasierer. Laufen Sie nicht barfuss.

Bei längeren Therapien kann es zum Abfall der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und somit zur Blutarmut kommen. Patient*innen die unter Blutarmut leiden, fühlen sich zunehmend müde, kraftlos, unkonzentriert und kurzatmig. Sie sollten sich nur soweit anstrengen, dass das Atmen noch leicht fällt.

Verdauungstrakt

Manchmal führt die Behandlung zu Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen. Gegen Übelkeit und Erbrechen gibt es verschiedene gut wirksame Medikamente. Bei häufigem Erbrechen kann es zur Austrocknung kommen, achten Sie daher auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ideal sind beispielsweise frisch zubereitete Tees mit Ingwer. Ingwer enthält ätherische Öle, die antiemetisch wirken. 

Es können ebenfalls Durchfälle als auch Darmträgheit auftreten. Entzündungen im Mundbereich sind keine Seltenheit, wunde Flächen können entstehen, die zu starken Schmerzen führen und somit die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme erschweren. Sie sollten auf eine gute Mundhygiene achten und eine weiche Zahnbürste benutzen. Ebenfalls bringen Mundspüllösungen mit Kamillen- oder Salbeiextrakten Linderung und haben eine entzündungshemmende Wirkung. Vermeiden sollten Sie nach Möglichkeit salzhaltige Kost, Zitrusfrüchte, Tomaten, hartschalige Früchte und sehr scharfe Gerichte. Diese reizen die Mundschleimhaut zusätzlich. Essen und trinken Sie worauf Sie Lust haben und was Ihnen schmeckt. 

Haare

Bei verschiedenen Medikamenten kann es unter der Chemotherapie zu Haarausfall kommen, insbesondere sind Kopfhaare betroffen, seltener Augenbrauen, Wimpern, Bart- und Schamhaare. Je nach Medikament kann der Haarausfall unauffällig, wenig oder vollständig sein. Für Sie als Patient*in ist der Moment in dem die Haare ausfallen, der Moment in dem die Krankheit nach außen sichtbar wird. Um Ihnen den „Abschied“ zu erleichtern, können Sie Ihre Haare noch vor dem Ausfall kurz schneiden. Ebenfalls empfehlen wir Ihnen sich frühzeitig mit dem Tragen von Haarersatz, Hüten oder Tüchern auseinander zu setzen. Der Haarausfall ist jedoch reversibel und bereits ein bis zwei Wochen nach der letzten Chemotherapiegabe fangen die Haare wieder an zu wachsen. 

Keimdrüsen

Durch die Chemotherapie kann vorübergehend das sexuelle Verlangen (Libido) nachlassen. Dies kann zum einen durch die Erkrankung, die Behandlung oder das dadurch veränderte Körperbild entstehen. Dass der Körper anders reagiert und es nicht mehr so „klappt“ in der Sexualität, ist schwer hinzunehmen. Wichtig ist hier, dass sie Verständnis für sich selbst und für ihre*n Partner*in entwickeln. In dieser Zeit ist möglicherweise Zärtlichkeit, Geborgenheit und Sicherheit wichtiger als Sexualität. 

Nervensystem

Es kann zu Missempfindungen wie Kribbeln oder Pelzigkeitsgefühl, vor allem an Händen und Füßen kommen. Ebenso kann die Abnahme der Muskelkraft verursacht werden. In sehr seltenen Fällen kann es zu Lähmungserscheinungen der Muskelnerven oder der Gesichts- und Augennerven kommen. Tast- und Berührungstraining für die Hände und Füße oder auch Krankengymnastik um wieder Sicherheit beim Gehen zu bekommen, kann von Ihrer*Ihrem behandelnden Ärztin*Arzt verordnet werden. 

Bei Frauen

Kann die Regelblutung unregelmäßig werden oder auch ganz ausbleiben. Ebenso sind Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche keine Seltenheit.

Bei Männern

Kommt es zu einer Störung der Samenbildung und somit zu einer verminderten Zeugungsfähigkeit, die jedoch meist befristet ist. Abschließend möchten wir Ihnen noch sagen, sollten die Nebenwirkungen zu belastend sein, kann das Therapieschema geändert werden, indem man andere Medikamente, eine andere Dosierung oder einen anderen Zeitplan erstellt. 

Wie Sie die Therapie positiv beeinflussen können

Insgesamt gilt es den eigenen Körper und die Psyche auf Reaktionen genau zu beobachten, auf welche Feinheiten es hier ankommt wird nun erläutert.

Beobachten Sie Ihren Körper!

Achten Sie auf Fieber, Luftnot, Müdigkeit, Schwindel, Schmerzen, Hautveränderungen, Entzündungen, Blutungen oder sonstige Reaktionen. Falls Sie solche Veränderungen wahrnehmen, wenden Sie sich an Ihre*n Ärztin*Arzt.

Halten Sie einen intensiven Kontakt zur Ihrer*Ihrem Ärztin*Arzt!

Sollten Sie Fragen haben oder über Unklarheiten klagen, dann sprechen Sie Ihre*n Ärztin*Arzt an. Berichten Sie ihr*ihm von den Beobachtungen, die Sie an Ihrem Körper festgestellt haben. Bitte nutzen Sie das von uns an Sie ausgegebene Patiententagebuch und bringen sie es zu jedem Arztbesuch mit. 

Reden Sie darüber!

Sie leiden an einer schweren Erkrankung. Oft ist die Auseinandersetzung damit schwierig. Beziehen Sie Ihre Familie und Angehörigen mit ein. Vielleicht haben Sie Sorgen und Ängste. Haben Sie keine Hemmungen auch darüber zu sprechen.

Halten Sie Termine ein!

Regelmäßige Untersuchungen sind unerlässlich, denn hier wird sowohl die Wirksamkeit der Chemotherapie als auch der Grad der Nebenwirkungen ermittelt. In der Regel bestehen diese Untersuchungen aus Blutbildkontrollen, bei denen besonders auf die weißen und die roten Blutkörperchen und die Blutplättchen geachtet wird.

Denken Sie an sich!

Viele Patient*innen ermüden während der Chemotherapie schnell und fühlen sich weniger leistungsfähig. Bei vielen ist das sogenannte Fatigue-Syndrom die Ursache, dabei handelt es sich um eine Form von Erschöpfung und Müdigkeit die durch Erholung und ausreichende Schlafphasen nicht verbessert werden kann. Teilen Sie Ihre Kräfte ein und erledigen Sie Dinge die Ihnen besonders wichtig sind als erstes. In dieser Zeit sollten Sie sich nicht scheuen, Hilfe durch andere anzunehmen. Vieles ist aber auch weiterhin möglich, z.B. Sport, Aktivitäten mit der Familie oder Freund*innen. Machen Sie das was Ihnen gut tut und Spaß macht, sie aber nicht überanstrengt.

Verhüten Sie!

Die Medikamente der Chemotherapie stören die Entwicklung von Ei- und Samenzellen. Sie sollten während der Therapie und auch noch etwa ein Jahr danach Verhütungsmaßnahmen ergreifen. Sprechen Sie mit Ihrer*Ihrem Ärztin*Arzt über einen eventuellen Kinderwunsch. Nebenbei noch bemerkt: Ihre Erkrankung ist nicht ansteckend. Sie wird auch bei intimem Kontakt nicht auf Ihre*n Partner*in übertragen.

So erreichen Sie uns:

Prof. Dr. med. Martin Wolf

Chefarzt

Prof. Dr. med. Martin Wolf

Chefarzt

Barbara Ritter

Leitende Oberärztin

Barbara Ritter

Leitende Oberärztin