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Lungenkrebs

Liebe Patientin, lieber Patient,

die Diagnose Lungenkrebs stellt für Sie als Betroffenen einen massiven Lebenseinschnitt dar. Alles Gewohnte und viele Zukunftspläne werden in Frage gestellt, stattdessen muss man sich mit einer bösartigen Erkrankung auseinandersetzen. 

In Deutschland ist das Lungenkarzinom die dritthäufigste Tumorerkrankung bei Männern wie bei Frauen. Jedes Jahr erkranken etwa 45.000 Menschen an Lungenkrebs. Bei Männern und inzwischen auch bei Frauen ist es die häufigste krebsbedingte Todesursache. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 67 Jahren. 

Mehr als andere Krebspatienten sind Menschen mit Lungenkrebs einem gewissen Vorurteil ausgesetzt. In der häufig als erstes gestellten Frage „Hast Du geraucht?“ schwingt der Vorwurf mit, die Erkrankung selbst verschuldet zu haben. Niemand ist „Schuld“ an seiner Erkrankung, neben dem Rauchen spielen viele andere Faktoren bei der Krebsentstehung eine Rolle, die man nicht beeinflussen kann. Akzeptieren Sie Ihre Krankheit und versuchen Sie nach vorne zu schauen. Nehmen Sie den Kampf gegen Ihre Krankheit auf und suchen sie sich Verbündete, die Sie unterstützen. 

Diese Informationen erheben keinen Anspruch darauf, das Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt zu ersetzen, wir möchten Ihnen erste Informationen vermitteln, sodass Sie gezielte Fragen stellen können. Je besser Sie informiert und aufgeklärt sind, desto besser verstehen Sie, was mit Ihnen geschieht. Umso mehr können Sie aktiv an Ihrer Genesung mitarbeiten. 

Ursachen

Als Hauptursache wurde durch weltweite und jahrelange Forschung der Nikotinkonsum verantwortlich gemacht. Das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken steigt mit der Zahl der gerauchten Zigaretten pro Tag, die Anzahl der Raucherjahre, ob der Zigarettenrauch inhaliert wurde und des gerauchten Zigarettentyps. Wer das Rauchen aufgibt, kann das Krebsrisiko nach 5 Jahren um 60%, und nach 15-20 Jahren sogar um 90% senken. Die Nikotinentwöhnung kann auch wenn bereits eine Lungenkrebserkrankung vorliegt für die Effektivität der Therapie und für das Überleben vorteilhaft sein. Neben der Hauptursache dem Rauchen, können auch der Umgang mit bestimmten Stoffen wie beispielsweise Radon, Arsen, Asbest, Kadmium, Chrom, Nickel und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe zum Lungenkrebs führen. 

Anzeichen und Beschwerden

Im Frühstadium macht das Lungenkarzinom keine typischen Beschwerden und wird häufig nur per Zufall entdeckt. Wenn bei Ihnen folgende Beschwerden auftreten, suchen Sie einen Arzt zur Abklärung auf:

  • Husten, insbesondere bei lange bestehenden Raucherhusten, der sich plötzlich verändert
  • Bronchitis und Lungenentzündung, die sich trotz Behandlung nicht bessert
  • Atemnot
  • Schmerzen im Brustkorb
  • Abgeschlagenheit und stärker Gewichtsverlust
  • Heiserkeit
  • Bluthusten 
  • Lähmungen und starke Schmerzen

Umso früher das Tumorleiden erkannt wird, umso größer sind die Heilungschancen.

Untersuchungen

Routinemäßig können zur Diagnosestellung eines Lungenkarzinoms, neben der körperlichen Untersuchung und den Laboranalysen, folgende Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen: Röntgenuntersuchungen oder Computertomographie (CT), Spiegelung der Bronchien (Bronchoskopie), Positronen-Emissions-Tomographie in Kombination mit CT (PET/CT), Kernspintomographie (MRT), Ultraschalluntersuchung, Knochenszintigraphie und Biopsien (Gewebeproben). Die einzelnen Untersuchungen werden mit Ihnen besprochen und Sie werden  gesondert aufgeklärt.

Klassifikation und Stadieneinteilung- der „Steckbrief“ des Tumors

Um die am besten für Sie geeignete Therapie zu finden, muss vor Therapiebeginn die Tumorerkrankung genau charakterisiert werden. Wichtig ist die Bestimmung des feingeweblichen Subtyps und der Grad der Bösartigkeit des Lungenkarzinoms. Der Grad der Tumorausbreitung wird mit Hilfe der TNM- Klassifikation ermittelt und bestimmt das Tumorstadium.

Feingeweblicher Subtyp

Es gibt kleinzellige Lungenkarzinome und nicht- kleinzellige Bronchialkarzinome, welche in Plattenepithel-, Adeno- und großzellige Karzinome unterteilt werden. Neben einer Untersuchung unter dem Lichtmikroskop nach Größe, Art und Aussehen der Tumorzellen, unterstützt die Immunhistochemie mittels Anfärben und Beurteilen der Tumorzellen unter bestimmten Markern die Festlegung des feingeweblichen Subtyps. Heute spielen daneben noch Veränderungen in den Genen der Tumorzelle für die Behandlung eine große Rolle. Solche Genveränderungen (Mutationen) können für das Tumorwachstum eine entscheidende Rolle spielen, wenn man sie gezielt ausschalten kann, erreicht man bei fast allen Patienten mit solchen Veränderungen eine sehr gute Rückbildung. Diese Genveränderungen (EGFR, ALK, ROS1 und ggf. weitere) finden sich fast ausschließlich in der Gruppe der Adenokarzinome. Eine Testung auf das Vorliegen solcher Genveränderungen nimmt in der Regel 2-3 Wochen Zeit in Anspruch. Viele Patienten empfinden diese Wartezeit als sehr belastend. Werden Sie aber nicht ungeduldig, denn je gründlicher Sie untersucht werden, desto genauer kann die weitere Behandlung auf Sie zugeschnitten werden. 

Stadieneinteilung des Tumors mittels TNM

Die Ausbreitung des Tumors wird in der TNM-Klassifikation festgelegt. T steht für die Größe und Ausdehnung des Primärtumors, N steht fürden Ort und die Anzahl der befallenen regionalen Lymphknoten und M steht für das Auftreten und die Lokalisation von Metastasen (Tumorabsiedlungen).Die Merkmale T1 und T2 beschreiben Tumore innerhalb der Lunge in unterschiedlicher Größe, ein T3 Tumor infiltriert in die Lungengrenzen und ein T4 Tumor ist in Nachbarstrukturen eingewachsen. N1 Lymphknoten befinden sich innerhalb der Lunge, N2 Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln und N3 Lymphknoten auf der Gegenseite oder oberhalb der Schlüsselbeine. 

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapiemethoden für Ihre Erkrankung sind vom Tumorstadium, vom feingeweblichen Subtyp des Lungenkarzinoms und ihrer persönlichen körperlichen Belastbarkeit abhängig. Je früher ein Lungenkarzinom erkannt wird, umso günstiger ist die Prognose. 

Wir behandeln Sie nach international anerkannten Therapieleitlinien und suchen für Sie, aber auch immer nach den besten und erfolgversprechenden Weg. Die Therapieentscheidung wird dabei immer im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz getroffen. Wöchentlich findet für Patienten mit einem Lungentumor eine spezielle Tumorkonferenz statt. In dieser Konferenz wird die Entscheidung über die Behandlung eines Patienten interdisziplinär, zusammen mit allen Fachdisziplinen getroffen. An dieser Konferenz sind immer Onkologen, spezielle Lungenchirurgen, Lungenfachärzte, Radiologen, Strahlentherapeuten, Pathologen, Nuklearmediziner und je nach Erfordernis auch weitere Spezialisten beteiligt. Die Ergebnisse der Tumorkonferenz besprechen und erläutern wir ausführlich mit unseren Patienten. Wenn die Patientin einverstanden ist, beginnen wir die individuelle Therapie.
Behandlungsmöglichkeiten können sein:

  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie (Radiotherapie)
  • Operation
  • Antikörpertherapie
  • Symptomatische Therapie

Ist der Tumor auf die Lunge begrenzt, steht die Operation ganz im Vordergrund der Behandlung. Je nach Größe und Lymphknotenbefall können sich noch eine Chemotherapie und eine Bestrahlung anschließen. Ist der Tumor nicht zu operieren und es liegen aber noch keine Absiedlungen in den Organen vor, erfolgt in der Regel eine Behandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie. Bei gestreuter, sogenannter metastasierter Erkrankung muss eine Ganzkörpertherapie erfolgen. Das ist in der Regel eine Chemotherapie über die Vene, kann aber auch eine Tablettenbehandlung mit einer zielgerichteten Therapie sein, wenn sich bei dem Tumor eine Genveränderung nachweisen lässt, die gezielt behandelt werden kann. 

Klinische Untersuchungen

Insbesondere im Bereich der Lungentumorbehandlung sind in den letzten Jahren große Fortschritte durch die Erforschung neuer Medikamente erzielt worden. Solche neuen Medikamente müssen vor einem allgemeinen Einsatz im Rahmen von klinischen Studien untersucht werden. Viele Patienten zögern, da sie befürchten nicht wirksamen oder gefährlichen Therapien ausgesetzt zu werden. Machen Sie sich darüber keine Sorgen: Die Behandlung in einer klinischen Studie ist sicherer als außerhalb von Studien.  Wir sind an einer Vielzahl solcher klinischen Prüfungen beteiligt. Sollte ihre Teilnahme an einer solchen Untersuchung mit einem neuen Medikament für Sie in Frage kommen, informieren wir Sie darüber und bieten Ihnen eine Teilnahme an. Selbstverständlich ist diese immer freiwillig und beeinflusst in keiner Weise Ihre sonstige Behandlung. 

Komplementäre Maßnahmen

Einige kurze Worte zu Naturheilverfahren, alternative Methoden usw.: Ergänzend: Ja, Anstelle: Nein! Schulmedizin und Naturheilkunde müssen sich nicht ausschließen. Wir sind aufgeschlossen gegenüber komplementärer Therapien wie z.B. Mistelpräparate, Enzyme, Vitamine –um nur einige zu nennen- wenn Sie diese anwenden wollen. Wichtig ist, dass Sie dies mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen, nicht zuletzt deswegen, weil im Einzelfall Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten auftreten können. Bedenken Sie aber, dass diese Maßnahmen niemals ein Ersatz für Ihre Krebsbehandlung sein kann. All diese ergänzenden Therapien haben das Ziel, das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität zu verbessern. Keine dieser Verfahren können den Anspruch stellen, die Krebserkrankung zu heilen.

Nachsorge

Die Nachsorge ihrer Erkrankung dient der rechtzeitigen Erfassung und Behandlung von Therapiefolgen sowie dem rechtzeitigen Erkennen eines Tumorrezidivs (Rückfalls), der Dokumentation des Behandlungserfolgs und der psychosozialen Betreuung. Dabei ist es besonders wichtig, ein lokales Rezidiv oder einen möglichen Zweittumor zu erkennen, da in diesen Fällen eine erneute Heilungschance besteht. Die Nachsorgeintervalle und die dann durchzuführenden Untersuchungen werden von ihrem behandelnden Arzt mit Ihnen besprochen und abgestimmt.

So erreichen Sie uns:

PD Dr. Götz Ulrich Grigoleit

Chefarzt

PD Dr. Götz Ulrich Grigoleit

Chefarzt