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Multiples Myelom

Liebe Patient*innen,

die Diagnose eines multiplen Myeloms stellt für Sie als Betroffene einen massiven Lebenseinschnitt dar. Alles Gewohnte und viele Zukunftspläne werden in Frage gestellt, stattdessen muss man sich mit einer bösartigen Erkrankung auseinandersetzen. 

Das Multiple Myelom ist eine bösartige Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Das Multiple Myelom entsteht durch die Entartung einer einzigen Plasmazelle. Plasmazellen sind bis zu einem Anteil von 5% auch im normalen Knochenmark vorhanden. Ihre physiologische und damit normale Aufgabe ist die Bildung von Eiweißstoffen, die zur Infektionsabwehr notwendig sind. Diese werden Immunglobuline genannt. Eine Infektion des Körpers führt zur Stimulation und Vermehrung von Plasmazellen, diese bilden Immunglobuline und bekämpfen die Infektion. Nach Ausheilung der Infektion wird dieses System wieder heruntergefahren und abgeschaltet.
Im Falle eines multiplen Myeloms vermehren sich diese Plasmazellen unkontrolliert weiter. Im Knochenmark und damit im Inneren des gesamten Knochensystems entstehen Plasmazellherde, die den Knochen schädigen. Gleichzeitig werden ungebremst weiter Immunglobuline gebildet, die dann das Blut verdicken und sich in der Niere und anderen Organen ablagern können. Das Multiple Myelom ist selten, gehört aber zu den häufigsten Tumoren von Knochen und Knochenmark. 

Diese Informationen erheben keinen Anspruch darauf, das Gespräch mit Ihrer*Ihrem behandelnden Ärztin*Arzt zu ersetzen, wir möchten Ihnen erste Informationen vermitteln, sodass Sie gezielte Fragen stellen können. Je besser Sie informiert und aufgeklärt sind, desto besser verstehen Sie, was mit Ihnen geschieht. Umso mehr können Sie aktiv an Ihrer Genesung mitarbeiten. 

Ursachen

Die Ursachen für das Multiple Myelom sind weitgehend ungeklärt. Im Gegensatz zu anderen Non-Hodgkin-Lymphomen konnte bislang kein Zusammenhang mit Virusinfektionen oder Immunschwäche festgestellt werden. Verschiedene Umweltfaktoren wie radioaktive Strahlung oder Pestizide werden als mögliche Mit-Verursacher des Multiplen Myeloms noch diskutiert.

Anzeichen und Beschwerden

Die Symptome beim Multiplen Myelom sind eher unspezifisch, beispielsweise treten Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und erhöhte Temperaturen auf. Bei den meisten Patient*innen macht sich die Krankheit durch Knochenschmerzen, überwiegend im Rücken, den Rippen und den langen Röhrenknochen bemerkbar. Von den ersten Krankheitssymptomen bis hin zur Diagnosestellung vergehen oft mehrere Monate.

Weitere mögliche Symptome sind eine erhöhte Infektanfälligkeit, Blutarmut, Luftnot bei Belastung, Kopfschmerzen sowie eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion mit und ohne Wassereinlagerungen (Ödemen). Wiederholt berichten Patient*innen von schäumendem Urin, der durch eine vermehrte Ausscheidung von Eiweiß bei der Krankheit zustande kommt. Des Weiteren weist ein Teil der Patient*innen erhöhte Kalziumwerte im Blut auf.

Untersuchungen

Besteht der Verdacht auf ein Multiples Myelom, sichern verschiedene Verfahren die Diagnose. Zu den wichtigsten Untersuchungen gehören Blut- und Urinkontrollen, aber auch bildgebende Verfahren wie die Röntgenuntersuchung, Computertomographie und/oder Kernspintomographie sowie die Untersuchung von Knochenmarkproben aus dem Beckenkamm. 

Das Blut und der Urin werden auf das Vorliegen eines so genannten „monoklonalen“ Immunglobulin, also eines Eiweißes, das von den bösartig wachsenden Plasmazellen produziert wird, untersucht.

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung werden besondere Laborparameter bestimmt und es wird eine Analyse des 24-Stunden-Sammelurins durchgeführt, um die Eiweißausscheidung (Albumin und Leichtketten) zu ermitteln und die Nierenfunktion (z. B. Kreatinin-Clearence) zu bestimmen.

Mit einer Röntgenuntersuchung der Knochen lassen sich Knochenherde des Multiplen Myeloms (sog. Osteolysen) oder ein genereller Schwund der Knochendichte nachweisen. Die bildgebenden Verfahren Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und die Positronenemissionstomografie (PET) werden zunehmend zur Diagnostik des Multiplen Myeloms eingesetzt. Insbesondere mit der Magnetresonanztomografie (MRT) kann ein Befall des Knochenmarks schon relativ frühzeitig nachgewiesen werden. Eine CT-Untersuchung ist hilfreich, um die Stabilität eines Knochens zu beurteilen. Eine Knochenmarkpunktion wird empfohlen, um den Anteil an Plasmazellen im Knochenmark zu ermitteln. Die einzelnen Untersuchungen werden mit Ihnen besprochen und Sie werden  gesondert aufgeklärt.

Krankheitsstadien

Wenn bei Ihnen die Diagnose eines Multiplen Myeloms gestellt wird, ist es wichtig, das Stadium der Krankheit festzustellen. Je nach Tumorzellmasse und verschiedenen Krankheitsfaktoren wird das Multiple Myelom in drei Stadien eingeteilt. Diese Klassifikation wurde über Jahre als international akzeptierte Stadieneinteilung genutzt. Eine Behandlungsbedürftigkeit der Erkrankung besteht in der Regel in den Stadien II und III, wenn die Erkrankung auch klinische Beschwerden verursacht. Solche klinischen Beschwerden sind Blutveränderungen, Knochen- und Nierenschäden oder auch andere Beeinträchtigungen. 

Behandlungsmöglichkeiten

Wir behandeln Sie nach international anerkannten Therapieleitlinien und suchen für Sie, immer nach dem besten und erfolgversprechenden Weg. Die Therapieentscheidung wird dabei im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz getroffen, die jeweils wöchentlich stattfindet. An dieser Konferenz sind Onkolog*innen, spezielle Hämatolog*innen, Radiolog*innen, Strahlentherapeut*innen, Patholog*innen, Nuklearmediziner*innen und je nach Erfordernis auch weitere Spezialist*innen beteiligt. Die Ergebnisse der Tumorkonferenz besprechen und erläutern wir ausführlich mit unseren Patient*innen. Wenn die Patient*innen einverstanden sind, beginnen wir die individuelle Therapie.

Die Therapie des symptomatischen Multiplen Myeloms hängt von Stadium und Ausbreitungsmuster des Tumors und von allgemeinen Faktoren wie dem Alter, Gesundheitszustand und der psychischen Verfassung der Patient*innen ab.
Für behandlungsbedürftige Myelompatienten steht eine Vielzahl von Therapieoptionen zur Verfügung. 

Für die Rückbildung der Erkrankung ist die Durchführung einer Chemotherapie erforderlich. Je nach Behandlungsziel können dabei sehr unterschiedliche Therapien zum Einsatz kommen. Die stärkste Rückbildung der Erkrankung erzielt man mit einer Kombination von Chemotherapiemedikamenten, die man sowohl stationär als auch ambulant verabreichen kann.

Eine alleinige normale Chemotherapie kann ein multiples Myelom sehr gut und häufig über einige Jahre zurückdrängen, eine Ausheilung der Erkrankung wird aber in aller Regel nicht erreicht. 

In den meisten Fällen nimmt die Aktivität der Erkrankung im Laufe der Jahre nach einer Erstbehandlung wieder zu und es wird eine erneute Behandlung erforderlich. Multiple Myelom sind daher häufig chronisch verlaufende Erkrankungen.

Ein Ansatz, die Erkrankung auszuheilen, besteht in der Durchführung einer Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzellbehandlung. Sollte diese Therapieoption für Sie in Frage kommen, werden wir in einem gesonderten Gespräch ausführlich alles mit Ihnen besprechen.

Zusätzlich zur Chemotherapie kann es erforderlich sein stark betroffene Knochen zu bestrahlen oder sogar zu operieren. Bei nachweisbaren Knochenherden erhalten Sie zudem ein Medikament, dass den Aufbau von neuen und gesunden Knochen fördert. Diese sogenannten Bisphosphonate sind heute fester Bestandteil der Therapie und werden in der Regel einmal monatlich als Infusion gegeben.

Komplementäre Maßnahmen

Einige kurze Worte zu Naturheilverfahren, alternative Methoden usw.: Ergänzend: Ja, Anstelle: Nein! Schulmedizin und Naturheilkunde müssen sich nicht ausschließen. Wir sind aufgeschlossen gegenüber komplementären Therapien. Wichtig ist, dass Sie dies mit Ihrer*Ihrem behandelnden Ärztin*Arzt besprechen, nicht zuletzt deswegen, weil im Einzelfall Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten auftreten können. Bedenken Sie aber, dass diese Maßnahmen niemals ein Ersatz für Ihre Krebsbehandlung sein kann. All diese ergänzenden Therapien haben das Ziel, das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität zu verbessern. Keine dieser Verfahren können den Anspruch stellen, die Krebserkrankung zu heilen.

Nachsorge

Nachsorgeuntersuchungen dienen dazu, ein Fortschreiten der Krankheit frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Deshalb erfolgen im Anschluss an die Therapie regelmäßige ärztliche Kontrollen. Die Nachsorgeintervalle und die dann durchzuführenden Untersuchungen werden zwischen Ihnen und Ihrer*Ihrem behandelnden Hämato-/ Onkolog*in besprochen und abgestimmt.

Sie bestehen in einer körperlichen Untersuchung, Blutwertkontrollen und bildgebenden Verfahren. Bitte halten Sie vereinbarte Termine ein.

So erreichen Sie uns:

Prof. Dr. med. Martin Wolf

Chefarzt

Prof. Dr. med. Martin Wolf

Chefarzt

Barbara Ritter

Leitende Oberärztin

Barbara Ritter

Leitende Oberärztin