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Speiseröhrenkrebs

Liebe Patient*innen,

die Diagnose Speiseröhrenkrebs stellt für Sie als Betroffene*n einen massiven Lebenseinschnitt dar. Alles Gewohnte und viele Zukunftspläne werden in Frage gestellt, stattdessen muss man sich mit einer bösartigen Erkrankung auseinandersetzen. 

Beim Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) handelt es sich um eine bösartige Zellwucherung im Bereich der Speiseröhre. In Deutschland erkranken mehr als 6.700 Menschen jährlich neu an Speiseröhrenkrebs. Etwa 80 Prozent davon sind Männer.

Speiseröhrenkrebs kann man in zwei unterschiedlichen Formen aufteilen: Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome. Beide treten in etwa gleich oft auf. Plattenepithelkarzinome haben ihren Ursprung in den Deckzellen (Epithelien) der Speiseröhrenschleimhaut. Sie können in der ganzen Speiseröhre und auch im Halsbereich auftreten. Adenokarzinome gehen von drüsigen Zellen die, die notwendige Flüssigkeit und Schleim in der Speiseröhre bilden aus. Adenokarzinome entstehen häufig im unteren Bereich der Speiseröhre am Eingang zum Magen. Ihre Häufigkeit nimmt in den letzten Jahren zu. 

Diese Informationen erheben keinen Anspruch darauf, das Gespräch mit Ihrer*Ihrem behandelnden Ärztin*Arzt zu ersetzen. Wir möchten Ihnen erste Informationen vermitteln, sodass Sie gezielte Fragen stellen können. Je besser Sie informiert und aufgeklärt sind, desto besser verstehen Sie, was mit Ihnen geschieht. Umso mehr können Sie aktiv an Ihrer Genesung mitarbeiten. 

Ursachen

Bei Plattenepithelkarzinomen gibt es einen Zusammenhang mit erhöhtem Alkohol- und Nikotinkonsum. Aber auch die Art der Ernährung hat einen Einfluss auf die Entstehung dieses Tumors. Vitaminarme Ernährung in Kombination mit Alkohol und Rauchen erhöht das Risiko deutlich.

Beim Adenokarzinom haben sich im Wesentlichen andere Ursachen herauskristallisiert. Zunehmend mehr Menschen leiden an einem gesteigerten Säure- und Gallerückfluss (Reflux) aus dem Magen, bei dem oft Sodbrennen als Symptom auftritt. Dieser Reflux schädigt über Jahre hinweg die Zellen im Übergang des Magens zur Speiseröhre. Der Körper ersetzt in der Folge die fehlenden Zellen durch die weniger säureempfindliche Magenschleimhaut (Zylinderepithel). Durch diese Zellveränderung entsteht eine innen verkürzte Speiseröhre, der sogenannte Endobrachyösophagus oder auch Barrett-Ösophagus. Es ist heute wissenschaftlich anerkannt, dass diese refluxbedingten Zellveränderungen in der unteren Speiseröhre eine Vorstufe (Präkanzerose) für Speiseröhrenkrebs sind. Betroffene mit Endobrachyösophagus haben ein etwa 50-fach höheres Risiko an einem Ösophaguskarzinom zu erkranken. 

Anzeichen und Beschwerden

Warnsignale, die auf eine Krebserkrankung der Speiseröhre hinweisen können:

  • Schluckbeschwerden bei der Nahrungsaufnahme
  • Ungewöhnliches Würgen beim Schlucken von Speisen, die Sie normalerweise problemlos schlucken können
  • Schmerzhafte Krämpfe der Speiseröhre
  • Häufige „Verdauungsstörungen” nach den Mahlzeiten
  • Sodbrennen (Reflux)
  • Gewichtsverlust, Schmerzen und Heiserkeit als Spätsymptome

Untersuchungen

Zur Diagnosestellung eines Ösophaguskarzinoms gehört neben der körperlichen Untersuchung und der Blutabnahme die Spiegelung der Speiseröhre und des Magens (endoskopische Verfahren). Im Rahmen dieses Verfahrens ist eine Gewebeentnahme zur histologischen Untersuchung möglich. Erst durch diese Untersuchung ist es möglich den Tumor in Plattenepithel- oder Adenokarzinom zu unterscheiden. 

Eine Ultraschalluntersuchung der Speiseröhre, bei der das Gerät sozusagen geschluckt werden muss, erlaubt die Festlegung, wie tief der Tumor in die Wand der Speiseröhre einwächst und ob vergrößerte Lymphknoten zu sehen sind. Die herkömmliche Röntgenkontrastuntersuchung, die Computertomographie, PET-CT und Skelettszintigramm sind weitere bildgebende Verfahren zur Diagnosestellung und dienen dem Ausschluss von Absiedlungen im Körper.  Die einzelnen Untersuchungen werden mit Ihnen besprochen und Sie werden gesondert aufgeklärt.

Klassifikation und Stadieneinteilung - der „Steckbrief“ des Tumors

Für die Therapieentscheidung ist es sinnvoll, die Tumoren nach dem feingeweblichen Befund (Plattenepithelkarzinom oder Adenokarzinom) und nach der Lage (Lokalisation) zu unterscheiden.

Bei der Lage der Tumoren unterscheidet man solche mit Sitz im Halsbereich und solche im Brustkorbbereich, die dann entweder oberhalb oder unterhalb der Luftröhrenaufteilung liegen.

Tumore am Übergang von Speiseröhre und Magen werden als Tumore des Ösophagus-gastralen Übergangs bezeichnet (ÖGÜ-Tumore). Diese können in drei Typen unterschieden werden. Typ I sitzt hauptsächlich in der Speiseröhre, Typ II genau am Übergang und Typ III hauptsächlich im Magen. 

Die genaue Tumorlokalisation, die für die weitere Therapieplanung von großer Bedeutung ist, wird mit Hilfe der Endoskopie, der Computertomographie und eventuell eines Röntgenkontrastschluckes festgestellt.

Um das Krankheitsstadium so zu beschreiben, dass Ärzt*innen es richtig einordnen können, gibt es eine international einheitliche „Sprache“: die TNM-Klassifikation.

  • T steht für die Größe und Ausdehnung des Primärtumors
  • N steht für die Anzahl und Lokalisation befallener Lymphknoten
  • M steht für Auftreten und Lokalisation von Fernmetastasen in anderen Organen

Die Begriffe zu T (Tumor) bedeuten:

  • T1 = Tumor auf die Schleimhaut der Speiseröhre begrenzt
  • T2 = Tumor erstreckt sich zusätzlich auf die Muskulatur der Speiseröhre
  • T3 = Tumor überschreitet die Außenschicht der Speiseröhre
  • T4 = Tumor infiltriert in die Nachbarstrukturen

Die Bezeichnungen zu N (Nodi = Knoten) lauten:

  • N0 = kein Befall von benachbarten Lymphknoten
  • N1 = Befall von benachbarten Lymphknoten

Für M (Metastasen) gelten folgende Unterbegriffe

  • M0 = keine Tochtergeschwülste nachweisbar
  • M1 = Tochtergeschwülste vorhanden

Ein Karzinom im Frühstadium ohne Metastasierung würde damit zum Beispiel als T1N0M0 bezeichnet. Diese Einteilung ist international bekannt und wird in allen Ländern so durchgeführt.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapiemethoden für Ihre Erkrankung sind vom Tumorstadium und ihrer persönlichen körperlichen Belastbarkeit abhängig. Je früher ein Ösophaguskarzinom erkannt wird, umso günstiger ist die Prognose.

Wir behandeln Sie nach international anerkannten Therapieleitlinien und suchen für Sie, aber auch immer nach den besten und erfolgversprechenden Weg. Die Therapieentscheidung wird dabei immer im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz getroffen. Wöchentlich findet für Patient*innen mit einem Ösophaguskarzinom eine spezielle Tumorkonferenz statt. In dieser Konferenz wird die Entscheidung über die Behandlung der Patient*innen interdisziplinär, zusammen mit allen Fachdisziplinen getroffen. An dieser Konferenz sind immer Onkolog*innen, spezielle Vizceralchirurg*innen, Radiolog*innen, Strahlentherapeut*innen, Patholog*innen, Nuklearmediziner*innen und je nach Erfordernis auch weitere Spezialist*innen beteiligt. Die Ergebnisse der Tumorkonferenz besprechen und erläutern wir ausführlich mit unseren Patient*innen. Wenn die Patient*innen einverstanden ist, beginnen wir die individuelle Therapie.

Grundsätzlich stehen als Therapieverfahren die endoskopische Tumorentfernung, die Operation, die Strahlentherapie, die Chemotherapie, die Kombination dieser Verfahren (multimodale Therapie) und bei einer fortgeschrittenen Erkrankung lindernde (palliative) Maßnahmen zur Verfügung. 

Eine Abtragung des Tumors mit dem Endoskop, ohne Operation der Speiseröhre ist nur bei ganz kleinen  und rein auf die Schleimhautbegrenzten Tumor möglich.

Ist der Tumor in die Muskelschicht der Speiseröhre eingewachsen, aber nicht über die Wand hinaus und liegen keine Lymphknotenabsiedlungen vor, reicht zur Behandlung eine alleinige Operation aus.

Ist die Osöphaguswand durchbrochen und/oder liegen befallene Lymphknoten (T3-4 oder N+), wird in der Regel eine Vorbehandlung durchgeführt mit einer Chemotherapie oder einer Chemostrahlentherapie und dann die Speiseröhre operiert. 

Ist die Erkrankung mit einer Operation nicht vollständig zu entfernen, erfolgt eine alleinige Chemo- und Strahlentherapie. Auch in diesem Fall kann eine vollständige Heilung erreicht werden.

Eine alleinige chirurgische Therapie ist immer dann angezeigt, wenn die Untersuchungen vor der Operation ergeben haben, dass eine vollständige Entfernung des Tumors möglich erscheint.

Besondere Hinweise

Sollte eine Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich sein, weil die Speiseröhre durch den Tumor umschlossen ist, gibt es mehrere Möglichkeiten der Ernährung. Diese wäre dann über das Blut als sogenannte parenterale Ernährung möglich oder aber auch über eine Ernährungssonde, die von außen durch Haut direkt in den Magen gelegt werden. Diese werden PEG-Sonde genannt.

Bei nicht ganz verschlossener Speiseröhre ist es auch möglich, ein Röhrchen in die Speiseröhre einzulegen und diese damit offen zu halten. Diese Methode nennt man Stunt-Einlage und kann eine große Erleichterung für die Nahrungsaufnahme sein. 

Komplementäre Maßnahmen

Einige Worte zu Naturheilverfahren, alternative Methoden usw.: Ergänzend: Ja, Anstelle: Nein! Schulmedizin und Naturheilkunde müssen sich nicht ausschließen. Wir sind aufgeschlossen gegenüber komplementärer Therapien wie z.B. Mistelpräparate, Enzyme, Vitamine – um nur einige zu nennen - wenn Sie diese anwenden wollen. Wichtig ist, dass Sie dies mit Ihrer*Ihrem behandelnden Ärztin*Arzt besprechen. Nicht zuletzt deswegen, weil im Einzelfall Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten auftreten können. Bedenken Sie aber, dass diese Maßnahmen niemals ein Ersatz für Ihre Krebsbehandlung sein kann. All diese ergänzenden Therapien haben das Ziel, das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität zu verbessern. Keine dieser Verfahren können den Anspruch stellen, die Krebserkrankung zu heilen.

Nachsorge

Die Nachsorge ihrer Erkrankung dient der rechtzeitigen Erfassung und Behandlung von Therapiefolgen sowie dem rechtzeitigen Erkennen eines Tumorrezidivs (Rückfalls), der Dokumentation des Behandlungserfolgs und der psychosozialen Betreuung. Dabei ist es besonders wichtig, ein lokales Rezidiv oder einen möglichen Zweittumor zu erkennen, da in diesen Fällen eine erneute Heilungschance besteht. Die Nachsorgeintervalle und die dann durchzuführenden Untersuchungen werden von Ihrer*hrem behandelnden Ärztin*Arzt mit Ihnen besprochen und abgestimmt. 

So erreichen Sie uns:

Prof. Dr. med. Martin Wolf

Chefarzt

Prof. Dr. med. Martin Wolf

Chefarzt

Barbara Ritter

Leitende Oberärztin

Barbara Ritter

Leitende Oberärztin