Zum Hauptinhalt springen

Die Versorgung in der Region stärken

Tumorzentrum Nordhessen am Klinikum Kassel: Diagnose, Therapie und Nachsorge in einer Hand

Krebs betrifft jeden. Rund eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs – Tendenz steigend. Über vier Millionen leben mit der Krankheit – und eine halbe Million stirbt pro Jahr daran. Dazu kommen Angehörige und Freunde, die vom Leid der Erkrankten ebenso betroffen sind.

Das Tumorzentrum Nordhessen am Klinikum Kassel steht für modernste und qualitativ hochwertige Tumormedizin. Seit nunmehr neun Jahren erfüllt es regelmäßig die Qualitätsstandards der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Wir sprachen mit Dr. Sandra Gottschling, Internistin, Palliativmedizinerin und Leiterin des Tumorzentrums Nordhessen, und Prof. Dr. Martin Wolf, Onkologe und Direktoriumsvorsitzender, über die Bedeutung und Aufgaben des Tumorzentrums sowie über die Vorteile, die sich daraus für die Patienten ergeben.

Was macht das Tumorzentrum Nordhessen in der Region so bedeutend?

Dr. Gottschling: „Onkologische Zentren wie das Tumorzentrum Nordhessen sind hochspezialisierte Einrichtungen mit dem Ziel einer bestmöglichen Versorgung krebserkrankter Menschen. Konkret heißt das, dass bei uns alle für eine Krebsbehandlung erforderlichen Fachdisziplinen unter einem Dach gebündelt sind. Jeder Patient wird gemeinsam in Tumorkonferenzen, in denen je nach Tumorart bis zu sieben verschiedene Fachdisziplinen vertreten sind, besprochen und nach neusten Erkenntnissen therapiert. Onkologische Zentren unterliegen hohen, von der DKG vorgegebenen, Anforderungen, die wir erfüllen müssen und die regelmäßig überprüft werden.“

Sie sprechen von den unterschiedlichen Fachabteilungen – welche sind damit gemeint?

Dr. Gottschling: „Unter dem Dach des Tumorzentrums sind die onkologischen Fachabteilungen gebündelt. Mit insgesamt 16 zertifizierten Fachgebieten ist unser Tumorzentrum die größte Behandlungseinrichtung in Nordhessen, die Strukturen sind mit Universitätskliniken vergleichbar. Eingebettet in unser Tumorzentrum sind neun Organkrebszentren – mit dieser Struktur decken wir im Grunde alle möglichen onkologischen Erkrankungen bis auf sehr seltene Tumore ab.“

Prof. Dr. Martin Wolf: „In Hessen gibt es nur neun solcher Zentren, und das Tumorzentrum am Klinikum ist das einzige, von der DKG anerkannte Onkologische Zentrum in Nordhessen. Dennoch können und wollen wir die Versorgung von Krebspatienten natürlich nicht ausschließlich im Klinikum konzentrieren. Unser besonderes Anliegen ist es, mit den Krankenhäusern und Praxen in der Region zusammen zu arbeiten, damit alle Patienten die Angebote eines Krebszentrums nutzen können.“

Auch nach 30 Jahren liebe ich die tägliche Herausforderung, für jeden unserer Patienten gemeinsam mit den Kollegen die individuell beste Therapie zu finden und die Patienten dabei zu begleiten.

Dr. med. Petra SchneiderFachärztin für Strahlentherapie

Unterstützung und Begleitung von Ratsuchenden in allen Erkrankungsphasen mit dem Leitgedanken, dass auch Worte heilen helfen – das ist unsere Aufgabe.

Andrea EckhardtLeitung der Krebsberatungsstelle

Wie sieht das in der Praxis aus?

Prof. Dr. Wolf: „Das Hessische Onkologiekonzept sieht vor, dass medizinische Einrichtungen bei der Krebsversorgung zusammenarbeiten und diese gemeinsam gestalten. Als koordinierendes Zentrum suchen wir daher den Kontakt zu den anderen Versorgern. So konnten wir in den vergangenen Jahren mit einigen Kliniken und Praxen sehr gut funktionierende Kooperationen entwickeln. Ein Leuchtturmprojekt ist das Lungentumorzentrum, das wir gemeinsam mit dem Marienkrankenhaus Kassel betreiben. Zweimal pro Woche besprechen wir einrichtungsübergreifend alle Patienten mit Lungentumoren. Durch die enge Zusammenarbeit können wir ihnen an beiden Standorten alle Behandlungsmöglichkeiten eines zertifizierten Tumorzentrums anbieten.

Der interdisziplinäre Behandlungsansatz und die Bündelung von Fachwissen mehrerer Disziplinen, die für Patienten mit einer Krebserkrankung relevant sind, sind zentrale Elemente des Tumorzentrums Nordhessen. Damit erreichen wir heute beim Lungenkarzinom, aber auch bei anderen Krebserkrankungen oft eine Verbesserung der Prognose von mehr als 50 Prozent.

Neben der Zusammenarbeit der einzelnen Fachrichtungen ist die Einbindung der Haus- und Fachärzte vor Ort aber auch ganz wichtig. Sie sind es nämlich, die die Patienten weiterbetreuen und -versorgen. Durch die Netzwerkstruktur bleibt die soziale Einbindung der Patienten an ihrem Wohnort gewährleistet. Umgekehrt sichern die Haus-und Fachärzte mit der Versorgung in einem Onkologischen Zentrum die lückenlose Betreuung der Patienten.“

Dr. Sandra Gottschling: „Grundsätzlich profitieren die Patienten von der Bündelung der Versorgung an einem Ort. Die Tumorart und die Biologie des Tumors spielen bei der Wahl der Therapie eine entscheidende Rolle. Daher befassen sich am Klinikum mehrere Experten damit: Jeder Fall wird in den Tumorkonferenzen besprochen. Je nach Krebsart sind daran u.a. Pathologen, Chirurgen, Onkologen, Radiologen und Strahlentherapeuten beteiligt. Für den Patienten fallen lange Wege und Wartezeiten weg, weil alle Experten vor Ort sind. Und: Jede Woche finden 14 verschiedene Tumorkonferenzen statt – und jeder Patient wird während seiner Behandlung regelmäßig besprochen. Dadurch sind wir in der Lage, unmittelbar auf den Therapieverlauf zu reagieren.“

Was unterscheidet ein Tumorzentrum von einer herkömmlichen onkologischen Abteilung eines Krankenhauses?

Dr. Sandra Gottschling: „Als Onkologisches Zentrum müssen wir bei den jährlichen Audits der DKG hohe Standards erfüllen. Damit gewährleisten wir eine sehr hohe Qualität der Tumorbehandlung.

Darüber hinaus ist ein besonderes Merkmal das Angebot zur Teilnahme an klinischen Studien. Sie sind die Voraussetzung für weitere Verbesserungen in der medizinischen Behandlung. Vor allem in der Krebstherapie. Durch die Teilnahme und die Anwendung neuer Therapiemethoden können für Patienten Vorteile wie zum Beispiel eine wirksamere Krebsbehandlung oder mehr Lebensqualität entstehen. Im Tumorzentrum wird eine Vielzahl an Studien in unterschiedlichen Phasen durchgeführt. Die Entscheidung für oder gegen eine Therapiestudie ist natürlich immer freiwillig und hängt darüber hinaus von der individuellen Erkrankung und den Einschlusskriterien einer Studie ab.“

Prof. Dr. Martin Wolf: „Wir unterscheiden uns von herkömmlichen Einrichtungen auch dadurch, dass alle Patienten eine psychologische und sozialrechtliche Unterstützung und bei Bedarf auch palliativmedizinische Hilfe erhalten. Angehörige haben ebenfalls Zugang zu den Beratungsangeboten. Nicht zuletzt erfordern die Strukturen eines zertifizierten Onkologischen Zentrums ein hohes Maß an Einsatz und Engagement bei den Mitarbeitern. So haben wir uns alle zum Ziel gesetzt, gemeinsam und interdisziplinär nach dem neuesten Stand der medizinischen Versorgung und Forschung zu beraten, zu behandeln und zu begleiten.

Wir garantieren eine leitliniengerechte und auf die entsprechenden persönlichen Bedürfnisse maßgeschneiderte und optimierte Therapie unserer Patienten.“