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Medikamente: individuell, sicher, passgenau

Wie die Krankenhausapotheke der GNH zur Patientensicherheit beiträgt.

Patientensicherheit von der Aufnahme bis zur Entlassung ist in der Gesundheit Nordhessen ein zentrales Thema. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Sicherheit der Arzneimitteltherapie. Die Krankenhausapotheke der GNH ist täglich in unterschiedlichen Bereichen im Einsatz, um sie zu gewährleisten.

Bereits bei der Aufnahme in unsere Kliniken steht die Medikation auf dem Prüfstand. In einem gemeinsamen Pilotprojekt unterstützt das Team der Apotheke beispielsweise die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie am Klinikum Kassel. Alle Medikamente, die  Patienten der Klinik zu Hause nehmen, werden bei der Aufnahme erfasst und auf die Klinikmedikation umgestellt. Dies hat zwei Vorteile: Die jeweils aktuelle Medikation wird pharmazeutisch geprüft und gleichzeitig die Medikation von Beginn des Klinikaufenthalts an gemeinsam mit dem betreuenden Ärzteteam an die aktuelle medizinische Situation angepasst und digital erfasst.

 „Durch die enge Zusammenarbeit mit dem ärztlichen und pflegerischen Personal wird die Arzneimitteltherapie an die individuellen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten angepasst und die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) erhöht“, sagt Dr. Julia Schäfer. Sie arbeitet als Stationsapothekerin unter anderem im Notfallzentrum Nordhessen am Klinikum Kassel. „Hier können Fragestellungen häufig direkt bei Aufnahme und damit vor einer Verlegung auf Station geklärt werden“, berichtet sie.

Auf den Stationen im Klinikum trägt das Apothekenteam bereits seit zehn Jahren zur Arzneimitteltherapie bei, indem es fachübergreifend zusammenarbeitet. Eine Apothekerin oder ein Apotheker führt vor Ort eine pharmazeutische Prüfung der Medikation durch und bespricht mögliche Optimierungsvorschläge mit den Ärzte- und Pflegeteams. Außerdem stehen sie den Stationen für alle Rückfragen rund um die Medikation beratend zur Seite.

Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation bedürfen hierbei besonderer Aufmerksamkeit. Sie erhalten oftmals eine Vielzahl an Medikamenten, so dass auch eine engmaschige pharmazeutische Betreuung erforderlich ist. Zusätzlich kann beispielsweise die Leberfunktion eingeschränkt sein, wodurch Medikamente weniger gut abgebaut werden. Die Apothekerin oder der Apotheker unterstützt im Rahmen der pharmazeutischen Visite zum Beispiel die Dosisfindung von Medikamenten und prüft, ob die vielen verschiedenen Medikamente gemeinsam verabreicht werden können. Zusammen mit Medizin und Pflege erstellt das Apothekenteam Therapiestandards, die dem aktuellen Wissensstand entsprechen.

Immer wieder benötigen Patientinnen und Patienten auch für sie individuell hergestellte Arzneimittel. In der Krankenhausapotheke werden Arzneimittel zubereitet, die im Handel nicht verfügbar sind. Die Sterilabteilung stellt individuelle und standardisierte Augentropfen, Infusionslösungen, Ernährungslösungen und andere sterile Arzneimittel her. Ein Beispiel: Für eine Intensivstation werden pro Jahr über 5000 Spritzen Kaliumchlorid hergestellt. Kalium spielt eine wichtige Rolle für die Nerven- und Muskelfunktion sowie für den Säure-Basen- und Wasserhaushalt. 

Die Abteilung Rezeptur/Defektur verlassen pro Jahr über 4000 Zubereitungen wie Salben, Cremes oder Kapseln. Gerade für Kinder gibt es häufig keine geeigneten Fertigarzneimittel. Einige Inhaltsstoffe, wie z.B. Alkohol oder Konservierungsmittel, die häufig in Fertigarzneimitteln enthalten sind, sind für Neugeborene und Kleinkinder nicht geeignet oder die Arzneimittel sind nicht in der benötigten Wirkstärke verfügbar. In diesem Fall werden in der Krankenhausapotheke Säfte oder Kapseln hergestellt. Das Kinderzentrum am Klinikum Kassel stellt so sicher, dass alle jungen Patientinnen und Patienten eine für sie geeignete und sichere Arzneimitteltherapie erhalten.

Auch die Chemotherapien werden in der Apotheke patientenindividuell nach dem aktuellen Körpergewicht, der Körpergröße, den Blutwerten und dem Gesundheitszustand in einem speziellen Reinraumlabor hergestellt. Die Abteilung beliefert viele onkologische stationäre und ambulante Einrichtungen, so dass im Jahr mehr als 20.000 Zubereitungen hergestellt werden.

Die Mitarbeiter der Arzneimittelausgabe in der Krankenhausapotheke stellen pro Jahr mehr als 800.000 Arzneimittelpackungen und mehr als 80.000 Kartons Infusionslösungen für die Patientenversorgung auf Station bereit.  „Seit diesem Sommer werden die Mitarbeiter durch ein vollautomatisches Kommissioniersystem unterstützt. Dies ist weiterer wichtiger Schritt in Richtung Versorgungssicherheit“, erklärt Sandy Strödter, stellvertretende Leitung der Apotheke.

Über die Zertifizierung nach ISO 9001:2015 durch den TÜV-Süd sind alle Prozesse in der Apotheke, beginnend bei der Bestellung, über die Kommissionierung bis hin zu allen Prozessen in der Eigenherstellung inklusive Etikettierung, Verpackung und Abtransport standardisiert und validiert.